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Jesus und der MOF – Lk 19,1f

Szenische Predigt zur Begegnung Jesu mit dem Oberzöllner Zachäus Lukas 19, 1-10

(Die Texte wurden verfasst von den Konfis des Jahrgangs 2012/13 der Stadtkirchengemeinde Emmendingen, von Pfr. G. Metzger überarbeitet und von den Konfis dann in ihrem „Prüfungsgottesdienst“ selbst vorgetragen.)

Zeitungsartikel aus der „Jericho Times“

Aufregung auf dem Jerichoer Marktplatz

Vorgestern Nachmittag herrschte auf dem Marktplatz große Aufregung. Große Teile der Bevölkerung Jerichos erwarteten gespannt die angekündigte Ankunft des bekannten Wanderpredigers und Wunderheilers Jesus von Nazareth, der sich mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem befand. Als sie auf dem Marktplatz ankamen, waren sie sofort von einer riesigen Menschenmenge umringt, die von Jesus erwartete, dass er predigen oder vielleicht sogar ein Wunder vollbringen würde. Alle waren da versammelt: Anhänger und Gegner Jesu, Juden, Priester, Schriftgelehrte. Sie erlebten mit, wie der Bürgermeister Jesus nach seiner langen Reise empfing. Nach einer kurzen Ansprache ging Jesus mit seinen Jüngeren jedoch weiter, um jemanden zu suchen, bei dem sie eine Unterkunft für die Nacht bekommen könnten. Während einige der Anwesenden sich noch fragten, bei wem Jesus wohl einkehren werde, hatten andere, darunter einflussreiche Leute von Jericho, bereits Vorbereitungen dafür getroffen. Jesus erblickte den kleinen, dicken, als Betrüger stadtbekannten Zöllner Zachäus, der, um Jesus sehen zu können, auf einen Maulbeerbaum geklettert war. Zur Überraschung für die gesamte Menschenmenge lud sich Jesus ausgerechnet bei diesem Mann ein. Augenzeugen berichten, dass Zachäus unter lautem Geläster der Umstehenden schnell vom Baum geklettert sei und Jesus und seine Jünger zu sich mitgenommen habe. Bei den Zurückbleibenden kam es umgehend zu vehementen Diskussionen: Die einen waren tief beeindruckt von Jesus und seinem Vorgehen und befürworteten es. Andere wiederum meinten, dass Jesus sich nie so hätte verhalten dürfen, wenn er wirklich ein religiöser Mensch wäre, und fühlten sich in ihrer Meinung, er sei doch nur ein Scharlatan, bestätigt. Und wieder andere wussten nicht, was sie überhaupt von Jesu Auftreten halten sollten. Manche äußerten auch ihre Überraschung darüber, dass ausgerechnet ein Zöllner Jesus sehen wollte.

Wie es heißt, hat Jesus gestern Morgen mit seinen Jüngern Jericho wieder verlassen. Mehrfach wird berichtet, Zachäus habe beim Abschied versprochen, allen Menschen, die er in der Vergangenheit betrogen habe, das Vierfache zurückzuzahlen. Es bestehen jedoch berechtigte Zweifel, dass er dies wirklich tun wird.

Radio-Interview

1 Sie hören Römer-Fm, Ihren stets aktuellen Radiosender mit einer Sendung aus unserem Hauptstadtbüro in Rom.

2 Hallo und herzlich willkommen zu unserem täglichen Kurzinterview aus den Provinzen unseres römischen Imperiums, heute aus Palästina, wo ein jüdischer Prediger namens Jesus zunehmend für Unruhe sorgt. Ich begrüße unseren Korrespondenten in Jerusalem, Herrnes Rodes.

R Hallo Rom! Ich grüße Sie.

1 Hallo Hermes! Wir haben heute eine besondere Frage an Sie, die uns hier in Rom zunehmend beschäftigt: Was halten Sie als einer vor Ort von diesem Jesus aus Nazareth? Es soll ja immer mehr Juden geben, die behaupten, er wäre Gottes Sohn.

R Wenn ich ehrlich bin: Ich halte nicht viel von ihm. Recht besehen, und so sehen es auch viele meiner Kollegen hier in Jerusalem, verbreitet er nur Lügen und Angst.

2 Was würden Sie denn an unserer Stelle tun, wenn wir ihm begegnen würden?

R Ich würde ihn schlicht und einfach ignorieren und mich mit ihm auf keinerlei Diskussionen einlassen, weil er es sehr gut versteht, einen mit seinen Unwahrheiten in die Enge zu treiben.

2 Stimmt es, dass er Menschen heilen kann?

R Nein, kein Mensch kann das. Obwohl ich zugeben muss, dass ich vor kurzem mit einem römischen Hauptmann gesprochen habe, der fest behauptet, Jesus habe per Fernheilung seinen Knecht gesund gemacht. Aber ich halte dies für unmöglich. Weil das kein Mensch kann.

2 Aber es heißt, dass viele Juden behaupten, er sei Gottes Sohn. Dann wäre er ja nicht nur ein Mensch.

R Dann sollen die Juden das halt glauben. Wir Römer sind da philosophisch einfach schon viel weiter.

2 Irgendwie soll er aber doch den bei uns Römern angestellten jüdischen Zöllner Zachäus umgedreht haben.

R Ich finde es eine Unverschämtheit, dass dieser Möchtegern-Heiler auch noch zu einem unserer hoch angesehenen Mitarbeiter geht und ihm den Kopf verdreht.

2 Inwiefern hochangesehen?

R Immerhin vertritt er als Jude die Interessen von uns Römern in seiner Heimat.

2 Was heißt das konkret?

R Er sorgt durch seine Zolleinnahmen dafür, dass Geld hereinkommt für uns Römer, Geld, das wir für den Bau von Straßen und Häusern dringend benötigen. Und das macht er seit vielen Jahren immer äußerst erfolgreich und zuverlässig. Ich hoffe nur, dass durch das Eingreifen von Jesus diese wichtige Geldquelle für uns nun nicht versiegt.

2 Das hoffen wir natürlich auch nicht! Vielen Dank, Hermes, für Ihren informativen Bericht. Alles Gute weiterhin in Jerusalem.

R Vielen Dank zurück nach Rom. Salve!

Überwachungsprototoll von Joseph dem Älteren in der Sache „Jesus von Nazareth“ zu Händen des Hohenpriesters Kaiphas

Uhrzeit                      zur Mittagszeit

Personen                  Zachäus, Jesus, Jünger, Volksmenge

Vorkommnis            Als Jesus das Stadttor passiert, versammelt sich um ihn eine große Menschenmenge. Ein kleiner dicker Mann steht etwas außerhalb der Menge und will offensichtlich das Geschehen mitverfolgen, kann jedoch wegen seiner Größe nichts sehen und klettert deshalb auf einen Maulbeerbaum.

Uhrzeit                      etwa 30 Minuten später

Personen   dieselben wie vorher

Vorkommnis            Nach einer kürzeren Ansprache spricht Jesus den Leuten seinen Segen zu, wendet sich dann dem dicken Mann auf dem Baum mit Namen Zachäus, von Beruf Oberzöllner, wie ich später herausfand, zu und fordert ihn auf, schnell vom Baum herunterzukommen, denn er müsse zu ihm in sein                   Haus kommen.

Uhrzeit                      unmittelbar darauf

Personen                  noch immer dieselben

Vorkommnis            Es bricht Empörung und Erstaunen bei der Menge aus. Sie ist über das Vorgehen Jesu aufgebracht. Diskussionen unter den Menschen entstehen. Die Jünger Jesu machen ebenfalls einen erstaunten Eindruck und schauen sich verblüfft an.

Uhrzeit                      etwa 15 Minuten später

Personen                Jesus, Zachäus, Jünger

Vorkommnis            Die herum diskutierende Menschenmenge löst sich langsam auf und Jesus zieht sich gemeinsam mit seinen Jüngern in das Haus des Zachäus zurück.

Uhrzeit                      gegen Sonnenuntergang

Personen                  Jesus, Jünger, Zachäus

Vorkommnis            Durch den leicht angelehnten Fensterladen lässt sich beobachten, wie Jesus direkt neben Zachäus    sitzend gemeinsam mit ihm und seinen Jüngern an einer großen Tafel zu Abend isst.

Fazit aus den Beobachtungen

Die Menschen sind in gleicher Weise erstaunt und entsetzt über das ungewöhnliche, provozierende Verhalten Jesu. Viele von ihnen fühlen sich zumindest jetzt noch mehr in ihrer Ansicht bestätigt, dass Jesus auf keinen Fall der Messias oder gar Gottes Sohn sein kann, wenn er sich nicht einmal an die einfachsten Anweisungen der göttlichen Gebote, wie sie uns unsere Priester lehren, hält. Für mich ist er vielmehr nur ein Volksverführer und Gotteslästerer.

Gespräch am Marktstand

1 Hallo, ich hätte gerne 10 Eier.

2 Hier, bitteschön!

3 (kommt dazu) Habt Ihr schon das mit Zachäus gehört?

2 Ja, was für ein Skandal!

1 Was ist denn passiert? Ich war gestern bei meiner Mutter. Ihr wisst doch, die liegt im Sterben. Da muss ich sie ab und zu besuchen, um sie zu versorgen.

4 Redet ihr von dem Vorfall auf dem Marktplatz gestern? Wir standen direkt daneben!

5 Oh ja! Warum musste Jesus auch ausgerechnet zu diesem geldgierigen, betrügerischen Schwein von Zachäus gehen?!

4 Als er letztes Mal in Jericho war, kam er zu uns zum Essen. Wir hatten fest damit gerechnet, dass er uns auch diesmal wieder besucht. Ich hatte schon alles dafür vorbereitet. Und dann geht er stattdessen ausgerechnet zu diesem stadtbekannten Sünder!

1 Aber was genau ist denn eigentlich passiert?

2 Jesus kam mit seinen Jüngern hierher nach Jericho. Wir alle hatten erwartet, dass er dann auch predigen wird. Das kann er ja so gut! Und vielleicht auch jemanden heilen wie beim letzten Mal den Blinden – wie hieß er doch gleich wieder?

5 Bartimäus, glaube ich.

2 Genau! Aber nichts dergleichen! Nur ein paar kurze Worte. Und dann ist er einfach weggegangen mit Zachäus und hat uns alle links liegen gelassen. Eine Unverschämtheit war das!

1 Wirklich?

3 Also ich fand das gut! Der arme Zachäus wird immer von allen ausgeschlossen!

5 (äfft nach) Der arme Zachäus! Der hat doch nichts anderes verdient. Heißt Zachäus. Wisst ihr, was das heißt? Zachäus – „Der Gerechte“! Der und gerecht! Arbeitet mit den Römern zusammen und betrügt jeden zweiten, der an seine Zollstelle kommt, der arme Zachäus!

4 Und das Beste kommt erst noch: Jesus hat mit diesem Halunken sogar noch zu Abend gegessen! Und von so einem heißt es, er sei der verheißene Messias!

1 Also ich finde es auch gut, wie er sich da verhalten hat. Jeder Mensch hat die Chance verdienst, sich zu ändern. Wenn Jesus sich dem Zachäus gegenüber genauso verhalten hätte wie die meisten von uns, dann hätte er nie die Chance, bei sich etwas zu verändern.

2 Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sich Zachäus ändern wird?! Der war doch immer schon so!

3 Zachäus wäre bei Jesus ja nicht der erste! Viele, die ihm begegnet sind, haben ihr Leben von Grund auf verändert. Deshalb glaube ich auch, dass Jesus tatsächlich der Messias ist. Einem anderen würde so etwas niemals gelingen!

5 Sag das mal unserem Priester. Der lässt dich dann sicher nie mehr in die Synagoge!

3 Da wäre ich nicht die Einzige! Jesus hat er ja auch schon einmal aus der Synagoge hinausgeworfen!

4 Pass auf, was du sagst!

Tagebucheintrag des Zöllners Zachäus

Liebes Tagebuch!

Heute war für mich ein grandioser Tag! Ich wunderte mich, dass schon am frühen Morgen so viele Leute meine Zollstelle passierten und in die Stadt kamen. Ich dachte jedoch nicht weiter darüber nach, sondern freute mich vielmehr über meine unerwartet hohen Einnahmen. Als die Leute dann aber alle zum Marktplatz strömten, wurde ich doch ein wenig neugierig, schloss einfach meinen Zoll und lief auch dorthin. Unterwegs hörte ich, dass dieser berühmte Jesus von Nazareth in der Stadt sei. Den wollte ich auch ganz gerne einmal sehen. Aber es war schon alles total überfüllt. Da ich klein bin, konnte ich nichts sehen. Als ich die Leute bat, mich doch etwas nach vorne zu lassen, um auch etwas sehen zu können, stieß ich nur auf Ablehnung. Einem Zöllner wollte niemand helfen! Hätte ich mir ja denken können! Wir Zöllner sind halt unbeliebt bei der Bevölkerung. So blieb mir nichts anderes übrig, als auf einen Maulbeerbaum zu klettern, von dem ich dann beste Sicht hatte. Dann kam Jesus und die Menge brach in Jubelrufe aus. Als er ganz in meiner Nähe war, blieb er plötzlich stehen, blickte zu mir herauf und sprach zu mir: „Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren.“ Ich war so überrascht, dass ich kaum ein Wort herausbrachte. Schnell kletterte ich nach unten und führte Jesus mit seinen Jüngern zu meinem Haus. Dabei hörte ich so manche hasserfüllten Aussagen von den Umstehenden und spürte ihre neidischen Blicke in meinem Rücken. Das hat mich wohl zutiefst verletzt, aber die Freude über die Anerkennung, die mir Jesus entgegenbrachte, überwog. Wir aßen und tranken gemeinsam und dabei kam die Rede auch auf meinen Beruf. Jesus machte mir sehr schnell deutlich, dass ich mich nicht wundern müsse über den Hass der Menschen und über ihre feindliche Einstellung mir gegenüber, weil ich mit den verhassten Römern zusammen arbeiten und dabei sie ja auch immer wieder betrügen würde. Ich hatte mich wohl schon so sehr daran gewöhnt, dass mir dies gar nicht mehr so richtig bewusst war. Aber er hatte Recht. Und ich fand es gut, dass er dies so offen ansprach. Plötzlich war mir klar, dass dies nicht mehr so weitergehen darf. Ich versprach ihm, den Armen zu helfen und denen, die ich betrogen habe, das Vierfache zurückzugeben. Da sagte er zu mir: „Dann ist diesem Hause heute Heil widerfahren. Denn auch du bist ein Nachkomme von Abraham und gehörst zu meinem Volk!“ Seine Worte haben mich bis ins Innerste berührt. Ich bin vor lauter Freude richtig aufgewühlt. Als Jesus und die Jünger schlafen gingen, habe ich sofort angefangen, alles hier aufzuschreiben. Schlafen kann ich bestimmt noch lange nicht. Ich bin einfach dafür viel zu glücklich. Diesen Tag werde ich nie vergessen!

Talkshow

T: Willkommen zu unserer Talkshow „Die 3 T – TV-Total-Talkshow“, heute aus aktuellem Anlass zum Thema „Jesus und der MOF“. Als meine Gäste begrüße ich ganz herzlich den Wanderprediger Jesus von Nazareth, Ephraim, den Bürgermeister von Jericho und Simon, den unmittelbaren Grundstücks-Nachbarn von Zachäus, um den es heute ganz speziell gehen soll. „Jesus und der MOF“ – Vielleicht fragen Sie sich, was ein „MOF“ ist. Herr Jesus, könnten Sie vielleicht das Geheimnis lüften?

J: Gerne! Aber zunächst einmal möchte ich Sie alle begrüßen, liebes Publikum. Ich freue mich, heute bei Ihnen sein zu können. Ein MOF ist ganz einfach ein Mensch Ohne Freunde.

T: Vielen Dank, Herr Jesus! Und genau um einen solchen Mensch Ohne Freunde soll es ja heute gehen. Sein Name ist Zachäus. Von Beruf ist er Zöllner in Jericho. Aber dazu später mehr. Wieso waren Sie eigentlich in Jericho, Herr Jesus?

J: Ich war mit meinen Jüngern unterwegs nach Jerusalem. Eigentlich hatten wir vor, den kürzeren Weg an Jericho vorbei zu nehmen. Aber dann hatte ich irgendwie das Gefühl, dass Gott mich in Jericho braucht. Als wir dann in Richtung Marktplatz gingen, erblickte ich plötzlich diesen Zachäus, der, um etwas sehen zu können, auf einen Maulbeerbaum geklettert war, und ich wusste sofort: Das ist der Mensch, von dem Gott will, dass ich ihm begegne.

T: Das klingt ja sehr interessant! Du, Simon, bist seit Jahren Nachbar von Zachäus. Was sagst du dazu?

S: Das ist doch totaler Unsinn! Keine Ahnung hast du, Jesus. Und der Messias bist du auch nicht, wie manche sagen. Da könnte doch jeder behaupten, Gott habe ihn zu Zachäus geschickt. Abgesehen davon: Wenn du tatsächlich ein so enges Verhältnis zu Gott hättest, dann würde er dich gewiss nicht zu Zachäus schicken. Der ist doch unrein – allein schon deshalb, weil er mit den Römern zusammenarbeitet. Außerdem ist er ein elender Betrüger, der gerne in die eigene Tasche wirtschaftet. Ein frommer und gottesfürchtiger Mensch würde um Zachäus einen riesigen Bogen machen        und nicht mit ihm zusammen essen und trinken wie du. Ich finde dein Verhalten total daneben!

T: Ephraim, du bist Bürgermeister in Jericho und kennst gewiss Zachäus gut. Siehst du die Sache ähnlich kritisch wie Simon?

E: Nein, ich sehe die Sache nicht ganz so kritisch wie du, Simon. Ich habe schon sehr viel gehört von dir, Jesus, – viel Gutes. Ich hatte nur erwartet, dass du, wenn du nach Jericho kommst, als Gast zu mir kommen würdest. Immerhin bin der wichtigste Mann in der Stadt. Und das Geld, das ich verdiene, ist sauber. Ich bin reich und außerdem gehe ich jeden Sabbat zum Beten in die Synagoge. Ich finde, ich hätte es schon verdient, dass du zu mir gekommen wärest.

J: Ich gehe nicht zu Menschen, weil sie viel Geld haben oder weil sie erfolgreich, wichtig oder mächtig sind, sondern weil sie mich, weil sie meine Hilfe brauchen.

S: Wozu sollte Zachäus deine Hilfe brauchen? Der hat doch alles, was er braucht!

J: Geld allein macht nicht glücklich! Zachäus ist ein MOF. Er hat keine Freunde, keinen Menschen, der ihn mag.

S: Daran ist er selber schuld! Er müsste sich halt ändern!

J: Aber wie soll er sich ändern, wenn ihn niemand dazu ermutigt und ihn dabei begleitet?

S: Der ändert sich ja doch nie!

J: Dann warte einmal ab. Du glaubst gar nicht, wie schnell ein Mensch sich ändern kann, wenn man ihn nicht sich selbst überlässt, sondern ihn besucht und vielleicht sogar mit ihm isst und trinkt. Wenn er spürt, dass da jemand ist, der ihn ernst nimmt und sich um ihn kümmert.

S:  Das glaube ich erst, wenn ich es mit meinen eigenen Augen gesehen habe.

J: Dann besuche ihn doch einfach einmal! Immerhin bist du doch sein Nachbar!

E: ch muss schon sagen: Ich finde Ihre Hinweise gut. So habe ich das bisher nicht gesehen. Mich haben Sie überzeugt, Herr Jesus. Dass gerade diese Menschen es besonders brauchen, dass einer sie besucht und von sich aus Kontakt  zu ihnen aufnehmen, damit sich etwas bei ihnen ändern kann. Kompliment!

T: Eine wirklich gelungene Talkrunde! Vielen Dank Ihnen, meinen Gesprächsteilnehmern, und Ihnen, liebes Publikum. Sollten Sie sich zu diesem Thema äußern wollen, dann besuchen Sie uns doch in unserem Facebook-Chat. Die Adresse wird unten eingeblendet. Vielen Dank fürs Zuhören und Mitmachen. Bis zum nächsten Mal bei Ihrer Talkshow „Die 3 T – TV-Total-Talkshow“.

FACEBOOK-Einträge

Jünger Judas           vor 23 Stunden

Jesus war mit uns in Jericho. Hat dort eine Predigt gehalten. Es waren viele Leute da. Als er fertig war, entdeckte er Zachäus, einen stadtbekannten Zöllner und Betrüger. Sagte ihm, dass er zu IHM in sein Haus kommen müsse. Hatte so niemand von uns erwartet. Viele der Anwesenden waren deshalb verärgert. Fand es auch ein wenig seltsam.

Römer Hannas        vor 17 Stunden

Man sollte beide einsperren.

Bettler Johannes      vor 15 Stunden 48 Minuten

Ich finde es gut, dass Jesus uns alle gleichberechtigt behandelt, auch wenn ich Zachäus nicht mag.

Michael     vor 14 Stunden 23 Minuten

Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.

Martha, Nachbarin von Zachäus                  vor 11 Stunden

Zachäus ist gar nicht so schlimm, wie viele denken. Ich kann Jesus verstehen.

Jünger Jakobus         vor 9 Stunden 43 Minuten

Ich mag Zachäus auch nicht, aber Jesu Entscheidungen sind immer gut.

Daniel                         vor 8 Stunden 37 Minuten

Die Predigt von Jesus war gut. Hatte gehofft, dass er zu uns zum Essen kommt. Sch….ade!

Jesus                          vor 13 Minuten

Ich bin zu Zachäus gegangen, weil ich gesehen habe, dass er meine Hilfe braucht.

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken!

Brief von Zachäus an Jesus

Hallo Jesus,

Nun sind es schon 6 Monate her, dass Ihr bei mir daheim zu Gast wart, aber es kommt mir schon wie eine Ewigkeit vor wegen all dem, was in der Zwischenzeit bei mir so passiert ist:

Nach unserem gemeinsamen Gespräch habe ich wirklich versucht, vieles besser zu machen. Ich verlangte von den Menschen nur noch den Mindestsatz an Zöllen und versuchte, mich mit ihnen ganz normal zu unterhalten. Meine Hoffnung war, dass sie anfangen würden, mich zu akzeptieren, und dass ich so langsam Freunde unter ihnen finden könnte. Das hat jedoch leider nicht so funktioniert. Ich musste feststellen, dass die Leute mich trotzdem immer noch für denselben egoistischen und geldgierigen Zöllner hielten, wie ich früher einer war. Nach ein paar Wochen habe ich begriffen, dass sie mich nie als anders geworden akzeptieren werden. Deshalb habe ich beschlossen, von Jericho weg zu ziehen. Jetzt wohne ich in Netanja. Den Beruf als Zöllner habe ich aufgegeben. Von dem Geld, das mir geblieben war, habe ich mir ein Stück Land gekauft. Als Bauer verkaufe ich mittlerweile mein Gemüse und meine Früchte auf dem Markt. Natürlich verdiene ich bei weitem nicht mehr so viel wie früher. Aber die Menschen hier sind viel netter zu mir. Ich habe sogar schon ein paar Freunde gefunden. Wenn ich gefragt werde, wo ich früher gelebt und was ich dort gemacht habe, dann antworte ich ganz ehrlich, dass ich in Jericho ein geldgieriger, unbeliebter Zöllner war und dass sich mein Leben dadurch total verändert hat, dass Du mit mir gegessen und mit mir gesprochen und mir dabei die Augen geöffnet hast für das, was im Leben wirklich wichtig ist.

Dafür bin ich dir auch jetzt noch von ganzem Herzen dankbar.

Ich würde mich freuen, wenn Du mich mit Deinen Jüngern einmal besuchen würdest, wenn Du mit Ihnen in Netanja vorbeikommst.

Schalom Zachäus

Textlesung

Und Jesus ging nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. Als sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt.

Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück. Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn.

  • Ansprache (Pfr. Metzger)

Liebe Konfis!

In Eurer Predigt, mit der Ihr uns dazu eingeladen habt, diese den meisten von uns altbekannte Geschichte von der Begegnung Jesu mit dem Oberzöllner Zachäus aus ganz unterschiedlichen Blickrichtungen wahrzunehmen, habt Ihr für mich sehr eindrücklich Euren Schwerpunkt gesetzt auf Eure Beobachtungen bezüglich der Fragestellung: Was hat Jesus damals getan? Wie hat er sich damals in Jericho dem Zachäus und dem übrigen Volk gegenüber verhalten? Und: Was können wir von ihm, was können wir von seinem Verhalten lernen?

Dies ergänzend möchte ich noch kurz zwei Gedanken äußern zu dem, was Jesus damals in Jericho „gesagt“ hat. Nur zwei Sätze sind uns von ihm überliefert.

Der erste:

„Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren.“

Eigentlich würden wir erwarten, dass er sagt:

„Zachäus, steig eilend herunter; denn ich will heute in deinem Haus einkehren.“

Weshalb dieses „ich muss“?

Weil, so würde ich sagen, sein Auftrag, den in jeglicher Hinsicht „Armen“ das Evangelium, die gute Nachricht von der Liebe Gottes, die niemanden ausschließt und zugleich auch niemanden privilegiert, in Wort und Tat zu verkündigen, ihm in dieser Situation gar keine andere Möglichkeit ließ. Es war eben nicht so, dass Jesus sich nach Belieben aussuchen konnte, wem er helfen wollte und wem nicht, sondern, wie er es im Gleichnis vom barmherzigen Samariter erklärte, dass es sich vom Bedürftigen her bestimmt, wem er zu helfen hat. Und dass dasselbe auch für die Menschen gilt, die zu ihm gehören wollen, also auch für Euch, für uns. Dass wir in der Nachfolge Jesu immer wieder bereit sein müssen zu handeln, weil uns die jeweilige Situation keine andere Möglichkeit lässt.

Das klingt sehr kompliziert und ist doch ganz einfach.

Zum Beispiel:

Wir haben miteinander über das achte Gebot gesprochen: „Du sollst kein falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Und haben miteinander festgestellt, wie schwer und wie schlimm es für einen Menschen ist, wenn die anderen über ihn herziehen und ihn schlecht machen und das vornehmlich dann, wenn er nicht da ist und sich nicht verteidigen kann.

„Ich muss heute in deinem Haus einkehren.“

Jesus würde damit sagen: Wenn Du dabei bist, wenn so etwas passiert, dann steht es nicht in Deinem Belieben, ob Du diesem Menschen helfen willst oder nicht. Dann ist es vielmehr für Dich ein Muss, ihm zu helfen, weil Dir die Situation keine andere Möglichkeit lässt. Das bedeutet konkret Nachfolge! Und deshalb ist sie oft eben alles andere als einfach für uns. Weil wir uns damit auch den Angriffen, der Kritik anderer aussetzen. Jesus ging es damals in Jericho um kein Haar anders. Und nicht nur dort!

In unserem Alltag redend und handelnd ausnahmslos zu unseren christlichen Werten zu stehen, darf bei uns nicht zu einer Beliebigkeit werden, sondern bleibt für uns ein in immer der jeweiligen Situation begründetes inneres Muss. Ich weiß, dass wir da auch immer wieder scheitern werden. Aber wenn wir dem bewusst gerecht werden wollen, dann wird es uns auch immer öfter auch gelingen.

Der zweite Satz Jesu:

„Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn.“

Weshalb ist dem Haus des Zachäus Heil widerfahren? Weshalb ist es in dieser Situation zu einem besonderen Haus geworden?

Etwa weil Jesus es betreten hat?

Jesus war zu seiner Zeit in vielen Häusern zu Gast. Und es gibt in Israel Häuser und Orte, die deshalb für die Menschen auch heute noch etwas Besonderes sind, weil von ihnen behauptet wird, dass Jesus sich seinerzeit dort aufgehalten habe.

„Heute ist diesem Hause Heil widerfahren.“

Weil in ihm etwas heil geworden ist, was vorher nicht heil war: Nämlich Zachäus.

Es ist richtig: Jesus hatte dieses Haus betreten, hat mit Zachäus gegessen und geredet. Wie gesagt, so etwas hatte Jesus häufig gemacht. Und ging dann wieder und bei vielen blieb alles beim Alten. Aber bei Zachäus hatte sich durch diese Begegnung etwas Entscheidendes verändert. Bei ihm war im wahrsten Sinne des Wortes der Knoten geplatzt, dieser Knoten, in den sein Leben verschlungen war, aufgrund seiner selbst wie auch aufgrund seiner Umgebung. Der Knoten, den er bis dahin nicht selbst zu öffnen vermochte. Und dann hat ihm Jesus offensichtlich die Augen geöffnet, über sich selbst, über seinen verkorksten Status in der Gesellschaft und ihm bewusst gemacht: Trotz alldem bist und bleibst du Abrahams Sohn, Teil deines Volkes, das du durch deine Lebensweise verletzt hast und das auch dich verletzt hat.

Heil widerfahren, weil bei Zachäus etwas heil geworden ist – durch seine Entscheidung, sein Leben zu ändern.

Jesus hatte ihm dazu eine Brücke gebaut. Aber gehen musste Zachäus diese Brücke selbst.

Um heil zu werden oder zu bleiben, dazu hat Jesus durch seine Botschaft uns eine Brücke gebaut. Aber gehen, gehen müssen wir sie selber – so wie Zachäus.

Dasselbe gilt im übertragenen Sinne auch für uns.

Hilfsmittel für die Konfis zur Erarbeitung ihrer Texte

Lutherbibel

19 1 Und er ging nach Jericho hinein und zog hindurch.

2 Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich.

3 Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt.

4 Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen.

5 Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren.

6 Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden.

7 Als sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt.

8 Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.

9 Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn.

Gute Nachricht

1 Jesus ging nach Jericho hinein und zog durch die Stadt.

2 In Jericho lebte ein Mann namens Zachäus. Er war der oberste Zolleinnehmer in der Stadt und war sehr reich. 3 Er wollte unbedingt sehen, wer dieser Jesus sei. Aber er war klein und die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht. 4 So lief er voraus und kletterte auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus sehen zu können; denn dort musste er vorbeikommen. 5 Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und redete ihn an: »Zachäus, komm schnell herunter, ich muss heute dein Gast sein!«

6 Zachäus stieg schnell vom Baum und nahm Jesus voller Freude bei sich auf.

7 Alle sahen es und murrten; sie sagten: »Bei einem ausgemachten Sünder ist er eingekehrt!«  8 Aber Zachäus wandte sich an den Herrn und sagte zu ihm: »Herr, ich verspreche dir, ich werde die Hälfte meines Besitzes den Armen geben. Und wenn ich jemand zu viel abgenommen habe, will ich es ihm vierfach zurückgeben.«

9 Darauf sagte Jesus zu ihm: »Heute ist dir und deiner ganzen Hausgemeinschaft die Rettung zuteil geworden! Auch du bist ja ein Sohn Abrahams.«

Klaus Berger

]esus besucht den Steuereinnehmer Zakchäus I

]esus kam nach ]ericho und durchquerte den Ort. Ein Mann namens Zakchäus, ein wohlhabender, hochrangiger Steuereinnehmer, der dort lebte, wollte ]esus gerne kennen lernen. Aber wegen des Andrangs bei ]esus schaffte er es nicht, denn er war sehr klein. Da lief er ]esus auf dem Weg voraus und kletterte auf einen Feigenbaum, um ihn sehen zu können, wenn er vorbeikäme. Als ]esus an den Feigenbaum kam, blickte er hoch und forderte Zakchäus auf: »Komm schnell herunter! Heute muss ich bei dir zu Hause zu Gast sein!« Da stieg dieser sofort vom Baum herab und war ganz selig, ]esus als Gast zu haben. Als die anderen Leute das sahen, sagten sie empört: >>Von einem Gottlosen lässt er sich beherbergen!« Zakchäus aber trat vor den Herrn mit den Worten: »Die Hälfte von dem, was ich verdiene, gebe ich immer den Armen, und wenn ich jemanden übervorteilt habe, gebe ich es ihm vierfach zurück.« ]esus erwiderte: »Heute ist das Heil zu diesem Haus gekommen, denn auch Zakchäus gehört zu Abrahams Kindern.«

FRAGEN:

  1. Welche Personen kommen in dieser Geschichte vor?
  1. Welche Personen könnten das Ganze mitbekommen haben? (Phantasie!)
  1. Welche unterschiedlichen Reaktionen und bei wem hat das Verhalten Jesus ausgelöst (könnte es ausgelöst haben)?
  1. Weshalb hat Jesus sich wohl so verhalten?
  1. Welche Erwartungen hatten die Anwesenden an Jesus?
  1. Wie würdest Du Jesu Verhalten beurteilen und weshalb?
  1. Welche Erwartungen Jesu an uns würdest Du aus dieser Geschichte ableiten?
  1. Welche originelle Überschrift würdest Du über diese Geschichte setzen?

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