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Predigt zu Simon & Garfunkels „Bridge over troubled water“

„Bridge over troubled water“ – ein wunderschöner Song, den vor über 30 Jahren Paul Simon für seinen Duo-Partner Art Garfunkel geschrieben hat. Ein Song, der über all die Jahre nichts von seiner Faszination eingebüßt hat, nichts von der Schönheit seiner Klänge und nichts von der Tiefe seiner Worte. Und das gilt interessanter Weise nicht nur für die Älteren unter uns, die dieses Lied allein schon deshalb mit einem gewissen Gefühl von Wehmut hören, weil es sie an jene Zeit erinnert, in der wir erwachsen wurden, in der wir schwärmten, planten, voller Illusionen waren, die Freiheit suchten, die Welt verändern wollten; an jene Zeit, in der alles scheinbar immer nur nach vorne ging, weiter, größer, besser.

Auch bei den Jüngeren, und das konnten wir ganz konkret im vergangenen Jahr bei dem Konzert auf der Abschiedstour der mittlerweile über sechzigjährigen Simon & Garfunkel in Basel feststellen, erfreut sich dieses Lied großer Beliebtheit.

Worin mag seine besondere Ausstrahlung begründet sein?

Wenn ich von mir selbst ausgehe, dann zum einen gewiss in seiner leicht melancholischen, eindrücklichen Melodie. Zum anderen jedoch in der Vorstellung von der Existenz einer „Bridge over troubled water“; in dem Wunsch, dass es doch so eine Brücke geben möge, die die Täler, die den Strom meiner Sorgen und Ängste, die den Strom der Schwierigkeiten und Widerstände in meinem Leben, die den Strom meiner Unfähigkeiten und meiner Fehler überbrückt und in mir so die Hoffnung stärkt: All diese Ströme in meinem Leben werden mich letztlich nie mit sich reißen können, weil es diese Brücke gibt, die mich über alles Bedrohliche hinweg immer wieder wohlbehalten auf die andere Seite bringen wird, wo ich dann getrost meinen Lebensweg fortsetzen kann.

Worin, möchte ich weiterfragen, besteht diese Brücke?

Hören wir dazu den Versuch einer möglichst sinngemäßen Übersetzung des Liedes von Paul Simon:

1. Wenn du erschöpft bist und dich klein fühlst, wenn du Tränen in den Augen hast, ich werde sie dir alle trocknen; ich stehe dir zur Seite, wenn die Zeiten rauer werden und einfach keine Freunde mehr zu finden sind.

Wie eine Brücke werde ich mich über den Strom deiner Schwierigkeiten legen.

2. Wenn du fertig und kaputt bist und auf der Straße sitzt, wenn die hereinbrechende Nacht schwer zu ertragen ist, ich werde dir Geborgenheit geben; ich werde an deiner Seite sein, wenn die Dunkelheit kommt und der Kummer dich umgibt.

Wie eine Brücke werde ich mich über den Strom deiner Schwierigkeiten legen.

3. Geh deinen Weg weiter, du bist wertvoll, geh voran; deine Zeit zu leuchten ist gekommen, alle deine Träume säumen deinen Weg. Sieh, wie sie leuchten. Und wenn du einen Freund brauchst: Ich gehe direkt hinter dir.

Wie eine Brücke werde ich mich über den Strom deiner Schwierigkeiten legen und dir deinen Weg leicht machen.

In den beiden ersten Versen wird uns eindrücklich das „troubled water“ erklärt: Die Gefühle, die Erfahrungen von Erschöpfung, Minderwertigkeit, Verzweiflung, Trauer, Schwäche, Einsamkeit, Dunkelheit. Gefühle und Erfahrungen, die uns nicht fremd sind. Wer sie je selbst erlebt hat, weiß, dass sie ganz schnell zu einem reißenden, mitreißenden Strom werden können. Glücklich dann der Mensch, der eine Brücke findet, die ihn über diesen Strom hinweg auf die andere Seite bringt.

Das Wohltuende in diesem Lied:

Da ist einer, der sagt: Wenn es bei dir dazu kommt, ich werde dir zur Seite stehen; ich werde dir deine Tränen trocknen; ich werde dir Geborgenheit geben. Wenn du dann einen Freund brauchst, denk daran: Ich gehe direkt hinter dir.

Da ist einer, der in all dem Schweren und Dunkeln Mut macht:

Geh deinen Weg weiter. Du hast keinen Grund, an dir zu verzweifeln, zu verzagen, denn du bist und bleibst wertvoll. Auch wenn du es dir nicht zutraust, von dir geht Licht aus. Und es ist gut, wenn deine Träume dir deinen Weg bestrahlen.

Ja, da ist einer, der verspricht:

Wie eine Brücke werde ich mich über den Strom deiner Schwierigkeiten legen und dir so deinen Weg leicht machen.

Nur, wer verbirgt sich denn hinter dem, der von sich als „Brücke“ spricht, der zusagt: „Wenn du einen guten Freund brauchst, vergiss nicht: Ich gehe direkt hinter dir?“

Ich weiß nicht, an wen Paul Simon dabei gedacht hat.

Aber ich weiß, an wen ich dabei denke:

An Gott, der jedem/r von uns zugesagt hat: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Und wenn du erschöpft bist und dich klein fühlst, wenn du Tränen in den Augen hast, ich werde sie dir alle trocknen; ich stehe dir zur Seite, wenn die Zeiten rauer werden und einfach keine Freunde mehr zu finden sind. Wenn du fertig und kaputt bist und auf der Straße sitzt, wenn die hereinbrechende Nacht schwer zu ertragen ist, ich werde dir Geborgenheit geben; ich werde an deiner Seite sein, wenn die Dunkelheit kommt und der Kummer dich umgibt. Geh deinen Weg weiter, du bist wertvoll, geh voran; deine Zeit zu leuchten ist gekommen, alle deine Träume säumen deinen Weg. Sieh, wie sie leuchten. Und wenn du einen Freund brauchst: Ich gehe direkt hinter dir. Wie eine Brücke werde ich mich über den Strom deiner Schwierigkeiten legen und dir deinen Weg leicht machen.“

Wie er das tut? Indem er durch alles, was zu seiner Schöpfung gehört, in unser menschliches Leben hineinwirkt. Indem er sich aller und jedem bedient, um uns seine Nähe und Hilfe erfahrbar zu machen. Die Bibel nennt sie „Engel“, diese unendlich vielen Wirkweisen Gottes, mit denen er uns zur Seite steht und durch die er menschliche Dunkelheit erleuchtet, durch die er uns Brücken baut über die Abgründe menschlicher Ängste, Not und Verlorenheit.

Dir und mir macht er Mut zum Leben, indem er uns durch Jesus hat zusagen lassen:

„Du hast keinen Grund, an dir zu verzweifeln, zu verzagen, denn du bist und bleibst für mich wertvoll. Und auch wenn du es dir nicht zutraust, von dir geht Licht aus.“

„Bridge over troubled water“ – trotzdem bleibt sie nötig für uns, diese Brücke. Weil das „troubled water“ Teil unserer irdischen Lebenswirklichkeit bleibt, also letztlich auch diese Gefühle, diese Erfahrungen von Erschöpfung, Minderwertigkeit, Verzweiflung, Trauer, Schwäche, Einsamkeit, Dunkelheit. Nur, durch Gottes Zusage müssen wir uns nicht mehr mit ihnen als gegeben abfinden, sind wir ihnen nicht mehr hilflos und ohnmächtig ausgeliefert, sondern wir dürfen um diese Brücke und diesen Beistand wissen und bitten. Mit den Worten Jesu gesagt: „Bittet, und ihr werdet bekommen! Sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, und es wird euch geöffnet!“

„Bridge over troubled water“

Einmal, das ist unsere Hoffnung und unser Glaube, wird diese Brücke nicht mehr nötig sein, weil es die Quelle nicht mehr geben wird, aus der das „troubled water“ entspringt.

Weil dann unsere Lebenswirklichkeit eine andere sein wird in der Art, wie der Seher Johannes sie in der Offenbarung beschrieben hat:

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der Alte Himmel und die alte Erde war nicht mehr da, auch das Meer nicht. Und vom Thron her ertönte eine laute Stimme: „Hier wohnt Gott gemeinsam mit den Menschen. Wenn Gott bei ihnen wohnt, sind sie endgültig sein Volk, und er ist als ihr Gott immer bei ihnen. Alle Tränen wird er von ihren Augen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben und keine dumpfe Trauer, keine Verzweiflungsschreie und keinen peinigenden Schmerz. Denn alles, was zu dem Vorigen gehört hat, ist vorbei.“

Die Hoffnung darauf ist keine billige Vertröstung auf den Sankt Nimmerleinstag, sondern die Ermutigung dazu, Gott selbst und der Verwirklichung seines Willens in unserer Welt schon jetzt mehr Raum zu geben, auch bei uns selbst und vor allem auch durch uns selbst.

Denn auch von dir geht Licht aus, selbst wenn du es dir nicht zutraust. Weil sein Licht dich erleuchtet.

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