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Tears in Heaven – Ewigkeitssonntag

1. Würdest Du meinen Namen kennen, wenn ich Dich im Himmel wiedersehen würde? Wäre es noch genauso wie früher, wenn wir uns dort treffen würden?

Ich muss stark sein und weitermachen, denn ich weiß:

Ich bin halt einfach nicht bei Dir im Himmel.

2. Würdest Du meine Hand halten, wenn ich Dich im Himmel sehen würde? Würdest Du mir helfen, wieder festen Halt unter den Füßen zu finden, wenn ich Dich dort träfe?

Ich werde meinen Weg finden müssen – durch die Nacht wie durch den Tag, denn ich weiß:

Ich kann nicht bei diesen Gedanken mit dir im Himmel bleiben.

Die Zeit kann dich runterziehen. Sie kann dich in die Knie zwingen. Sie kann Dir das Herz brechen; dass Du immer wieder bettelst: Bitte, .. bitte!

Aber jenseits der Tür, dort herrscht Frieden, da bin ich mir sicher. Und ich weiß: Im Himmel gibt es keine Tränen mehr!

Übersetzung in Bearbeitung von G. Metzger

Ein ungeheuer eindrücklicher Song von Eric Clapton, mit dem er seine tiefe Trauer um seinen vierjährigen Sohn, der bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen war, und die Gedanken, die ihn bewegten, mit denen er diese Trauer zum Teil auch zu verarbeiten suchte, zum Ausdruck gebracht hat.

Euch, liebe Angehörigen, die Ihr heute am Ewigkeitssonntag an die Euch lieben Menschen denkt, die durch den Tod aus Eurer Mitte gerissen worden sind, werden diese Gedanken nicht fremd sein; diese Empfindungen, die sie in all denjenigen von uns allen auslösen, die bereits schon haben Abschied nehmen müssen von Menschen, die sie lieb gehabt haben, die sie vielleicht auch noch nach vielen Jahren schmerzlich vermissen, die ihnen fehlen.

Mich beeindruckt es, wie es Eric Clapton gelingt, in seinem Song die ganze Bandbreite von Hoffnungen bis hin zu Ängsten, wie er die Spannung zwischen Verzweiflung und Zuversicht, die Ambivalenz der Gefühle, wie wir Menschen sie in der Trauer erleben, verarbeitet. Dabei nimmt er einen Gedanken auf, den viele von uns als sehr tröstlich empfinden: Die Hoffnung auf ein Wiedersehen in der jenseitigen Welt. Die Vorstellung, dass das, was durch den Tod für uns gewaltsam abgebrochen worden ist, der unmittelbare Kontakt zu einem Menschen, die Möglichkeit, ihn sehen, mit ihm sprechen, ihm nahe sein, ihn berühren und körperlich wahrnehmen zu können, in der Ewigkeit seine Fortsetzung findet.

Aber, und das beschäftigt ihn schon sehr, wie wird das dann sein? Wird dann alles genauso sein wie früher? Werden wir uns in der jenseitigen Welt noch erkennen, wenn wir uns dort treffen? Werden wir noch dieselben Gefühle füreinander haben?

Und dann wird ihm auf einmal wieder bewusst: Das ist ja schon eine wunderschöne Vorstellung mit dem Wiedersehen im Himmel, aber noch bin ich ja nicht dort. Noch lebe ich diesseits der Grenze, die der Tod schafft, und muss sehen, wie ich mich hier, in meiner Welt, zurecht finden kann.

Ich muss stark sein und weitermachen!

Aber weshalb eigentlich? Vielleicht frage ich mich in meiner Trauer viel eher: Weshalb soll ich überhaupt noch stark sein und weitermachen – ohne den geliebten Menschen? Macht das überhaupt noch einen Sinn für mich?

„Die Zeit kann dich runterziehen. Sie kann dich in die Knie zwingen. Sie kann Dir das Herz brechen; dass Du immer wieder bettelst: Bitte, .. bitte!“

Ja, auch diese Empfindungen und Erfahrungen brauchen ihren Platz in unserer Trauer: Empfundene Sinnlosigkeit auszuhalten, Trostlosigkeit, den Schmerz des Verlustes und des alleine Zurückgebliebenseins.

Trauer bedeutet: Immer und von Moment zu Moment die Widersprüchlichkeit seiner Gefühle aushalten zu müssen.

In einem Moment geht’s, im nächsten geht’s wieder nicht. Weinen müssen und dann doch auch wieder lachen können; Licht und Schatten, die sich unvermittelt, ohne Vorankündigung in mir drinnen abwechseln; Dankbarkeit und Klage; Unverständnis und Einsicht. Und nie im Voraus zu wissen, wie es mir dann und dann gehen wird.

„Aber jenseits der Tür ….“

Bei all dem Unberechenbaren und Ungewissen, eines scheint für Eric Clapton und so auch für die meisten von uns bei all dem gewiss sein: Dass es da etwas gibt, jenseits der Tür; dass es weitergeht dort, im Jenseits. Dass dort ein Leben sich weiterlebt, wenn auch wohl ganz anders als bei uns hier. Es ist tröstlich für uns, die Vorstellung haben zu dürfen, dass wir unsere Lieben nicht ins Nichts oder ins Nichtsmehr verabschieden müssen, sondern hinein in eine für sie veränderte, verwandelte Lebenswirklichkeit, in der alles, was unser irdisches Leben einzuengen, zu begrenzen, zu belasten vermag, keinen Platz mehr haben wird. Oder wie dies der Seher Johannes im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung beschrieben hat:

» Hier wohnt Gott gemeinsam mit den Menschen. Wenn Gott bei ihnen wohnt, sind sie endgültig sein Volk, und er ist als ihr Gott für immer bei ihnen. Alle Tränen wird er von ihren Augen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben, und keine dumpfe Trauer, keine Verzweiflungsschreie und keinen peinigenden Schmerz. Denn alles, was zum Vorläufigen gehört hat, das ist jetzt vorbei. «

Eine wunderschöne Vorstellung dessen, was uns jenseits der Türe erwartet und was unsere Verstorbenen schon jetzt erleben dürfen: Eine Welt ohne Tränen, ohne Tod und Trauer, ohne Schmerz und Verzweiflung. Und, so einem sein Glaube wichtig ist, die Erfahrung der unmittelbaren Gegenwart Gottes.

Ob dies alles nur ein frommer Traum ist?

Seit Ostern ist dies zumindest ein „berechtigter“ frommer Traum für uns. Eine Hoffnung, die uns die Möglichkeit eröffnet, angesichts der oft grausam erlebten Realität des Todes in unserer Welt davon sprechen und darauf vertrauen zu können, dass der Tod uns wohl die Unmittelbarkeit des miteinander Unterwegssein mit unseren Verstorbenen nehmen kann, aber nicht das Leben selbst, das in Gottes Hand ist und bleibt und das so auch durch den Tod hindurch mit uns miteinander unterwegs bleiben darf auf demselben Weg wie vorher, nur dass sie uns ein Stück weit voraus sind dadurch, dass der Tod sie durch diese Tür hindurch mitgenommen hat in jene neue Lebenswirklichkeit, die uns, die wir noch im Diesseits verhaftet vor dieser Tür Halt machen müssen, noch verschlossen und so eben auch verborgen ist.

Tears in Heaven – Tränen im Himmel

Eigentlich müsste dieser Song richtiger heißen:

No Tears in Heaven – Keine Tränen im Himmel!

Denn auch für Eric Clapton steht am Ende fest:

„Aber jenseits der Tür, dort herrscht Frieden, da bin ich mir sicher. Und ich weiß: Im Himmel gibt es keine Tränen mehr!“

Wo das sein wird, der Himmel, der Ort, an dem wir uns wiederzusehen erhoffen? Der Ort, wo es keine Tränen mehr gibt, keinen Schmerz und auch keine Trauer?

Ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen:

Er ist dort, wo Gott ist, jenseits unseres Horizonts, vielleicht ganz nahe bei uns, vielleicht irgendwo ganz unten oder auch ganz oben, jenseits unseres Vorstellungsvermögens oder halt:

„Somewhere over the Rainbow.“

Ich weiß es nicht! Aber Gott weiß es.

Und zu wissen, dass er es weiß, das reicht mir völlig!

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