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Gemeinsam mit Kindern Abendmahl feiern

Argumentationshilfe und Handreichung zur Vorbereitung von Kindern auf ihre Teilnahme am Abendmahl

Zur Begründung

Biblisch gesehen gibt es keinen Grund, getaufte Kinder von der Teilnahme am Abendmahl auszuschließen. Vielmehr ist die Taufe alleinige Voraussetzung für die Teilnahme am Abendmahl und bedarf als solche keiner Ergänzung. Alles andere hieße, die Taufe in ihrer für unseren Glauben grundlegenden Bedeutung nicht ernst zu nehmen.

Weshalb war es dann bisher anders?

Der größte Teil von uns Erwachsenen feierte das Abendmahl zum ersten Mal bei der Konfirmation. Durch diese erst historisch gewachsene Praxis wurde jedoch gerade das, was bei der Konfirmation das eigentlich Entscheidende ist, durch die nachträgliche Verbindung mit der Erstzulassung zum Abendmahl überdeckt und in den Hintergrund gedrängt: die öffentliche Bestätigung (confirmare = lat. bestätigen) der eigenen Taufe und damit einer von den Eltern unabhängigen Kirchenmitgliedschaft der KonfirmandInnen. Dabei ist vollkommen in Vergessenheit geraten, dass bis zum Ende des 11. Jahrhunderts die „Kinderkommunion“ ebenso übliche Praxis war wie das Abendmahl für Säuglinge im Anschluss an ihre Taufe. Im Zusammenhang mit der Wandlungslehre (der Priester wandelt im Rahmen des eucharistischen Hochgebetes Brot und Kelchinhalt in Leib und Blut Christi = römisch-katholische Abendmahlslehre), mit der zunehmenden Verehrung der Abendmahlselemente („Hostie“) und der Verknüpfung mit der Beichte wurde auf dem 4. Laterankonzil von 1215 den Kindern die Berechtigung zur Teilnahme am Abendmahl entzogen. Zugleich wurde der Zeitpunkt für die Erstkommunion, die erste Teilnahme am Abendmahl, auf das 7. Lebensjahr festgelegt, weil man in dieser Lebensphase beim Kind die Unterscheidung von Gut und Böse als gegeben ansah.

In der Reformationszeit wurde der Gedanke der Wandlung abgelöst von der Vorstellung, dass Jesus Christus beim Abendmahl „in, mit und unter“ den Elementen von Brot und Kelch gegenwärtig ist. Die ebenfalls auf dem 4. Laterankonzil abgeschaffte Teilnahme der Laien am Kelch wurde deshalb wieder eingeführt. Der Ausschluss der Kinder vom Abendmahl wurde von den Reformatoren jedoch nicht mehr zurückgenommen. Im Gegenteil: Weil sie in Katechismus-Wissen und moralischer Reife eine zusätzliche Voraussetzung für die Zulassung zum Abendmahl sahen, erhöhten sie das Alter für die „Erstkommunion“ auf das 14. Lebensjahr. Damit fand jedoch leider eine weitere Verengung des Abendmahlsverständnisses statt, die den biblischen Vorgaben noch weniger angemessen ist.

Können Kinder überhaupt die Bedeutung des Abendmahls verstehen?

Auf diese oft gestellte Frage sei zunächst eine Gegenfrage erlaubt: „Verstehen wir Erwachsenen denn immer exakt die Bedeutung des Abendmahles für uns?“

Abgesehen davon: Geht es beim Abendmahl wirklich in erster Linie um „Verstehen“? Und wenn es wirklich so wäre: Wie stünde es dann um die Teilnahme von geistig schwächeren oder behinderten Menschen?

Dass ich zu Gott kommen darf so, wie ich bin, mit meinen Stärken und Schwächen, mit meinem Gelingen und Versagen, mit der Fülle meiner Gaben und mit der Enge meiner Grenzen, dass seine liebevolle Annahme mir gilt, das werde ich nie verstehen, aber ich werde es erfahren, erfühlen und erglauben können. Wie heil und ausgeprägt gerade diese Fähigkeiten bei den Kindern noch vorhanden sind, darauf hat bereits Jesus seine Jünger hingewiesen, als diese – sicherlich voller Verantwortungsbewusstsein – Kindern seine Gegenwart entziehen wollten (Markus 10,13ff).

Und doch: Gehen nicht auch bei uns Erwachsenen vielfach das Erleben und das einübende Verhalten dem verstehenden Erfassen voraus?

Außerdem: Getaufte Kinder sind Teil des Leibes Christi, sind Teil der Gemeinschaft unserer Gemeinde. Bei Jesus sind sie willkommen. Spüren sie dasselbe auch bei uns? Ehrlich: Wie würden wir uns fühlen, wenn wir als Teil solch einer Gemeinschaft gerade dort ausgeschlossen würden, wo diese wie eben beim Abendmahl am deutlichsten sichtbar und erfahrbar wird?

Die Bedeutung des Abendmahls

Drei eng miteinander verbundene Grundgedanken kennzeichnen das evangelische Abendmahlsverständnis:

  1. Wir erleben miteinander Gemeinschaft. Weil wir alle von einem Brot essen und aus einem Kelch trinken, gehören wir ganz eng zusammen. So ist es der Wunsch Jesu. Deshalb stehen wir in einem großen Kreis um den Altar und geben uns nach der Austeilung die Hand zum Zeichen dieser Verbundenheit, die auch dann noch ihre Geltung hat, wenn wir uns im Alltag wieder begegnen.
  2. Er, Jesus, ist es, der uns einlädt. Und er will uns beim Abendmahl ganz nahe sein, so nahe wie das Brot, das wir in die Hand nehmen, und der Kelch, aus dem wir trinken. „Das bin ich – für euch“, sagt er.
  3. Das Abendmahl macht deutlich: Durch deine Taufe hast du einen festen Platz an Gottes Tisch, egal, was war oder ist; egal, wie nah oder fern dir Gott in deinem bisherigen Leben war. Er hält an seinem Tisch deinen Platz immer für dich frei, selbst auf die Gefahr hin, dass du ihn nie mehr benützen wirst. So wichtig bist du ihm, so sehr hat er dich lieb. Was dich von ihm trennt, nimmt er weg von dir. Wo du ihn enttäuscht hast, darfst du ihn um Vergebung bitten und mit ihr auch rechnen.

Welcher dieser 3 Gedanken für uns dann je und je vorrangig wichtig ist, darf offen bleiben und hängt von der jeweiligen Lebenssituation der das Abendmahl Feiernden ab.

Hinweise zum Ablauf

Getaufte Kinder sind bei jeder Abendmahlsfeier willkommen und zur Teilnahme eingeladen. Sie sollten dies jedoch möglichst in Begleitung eines Erwachsenen tun.

Bei Familiengottesdiensten und bei den Gesamtgottesdiensten ( = Gottesdienste mit Abendmahl) soll wegen der (möglichen) Teilnahme von Kindern immer Traubensaft gereicht werden. Es geht nicht um den Kelchinhalt, sondern um die Teilhabe am Kelch: „Dieser Kelch ist der neue Bund …“)

Bei Abendmahlsfeiern mit Wein sollten die Kinder wie immer teilnehmen, aber nicht aus den Kelch trinken.

Es ist hilfreich, mit Kindern vor ihrer Erstteilnahme am Abendmahl auszuprobieren, wie sie Brot und Kelch entgegennehmen können.

Die bei uns übliche Abendmahlsliturgie muss nicht einstudiert werden. Die Kinder lernen sie mit der Zeit im Vollzug.

Wenn Kinder spüren, dass das Abendmahl für ihre Eltern wichtig ist, dann wird es auch für sie und so für die ganze Familie zu einem besonderen Gemeinschaftserlebnis.

Erwachsene gehen dann zum Abendmahl, wenn sie es wollen. So soll es auch bei den Kindern sein dürfen!

Das Abendmahl kann, wenn es angeboten wird, überall und jederzeit gefeiert werden.

Es gibt nach wie vor viele Gemeinden, in denen Kinder noch nicht zur Teilnahme am Abendmahl eingeladen werden. Ich würde trotzdem das Kind dazu mitnehmen, es jedoch darauf vorbereiten, dass Manches anders als gewohnt ablaufen kann.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Ihr Pfarramt.

Verantw. f. d. Text: Pfarrer G. Metzger

Literatur:

J.Blohm  Abendmahl feiern mit Kindern

He.: G.Ottmar  Mit Kindern Taufe und Abendmahl feiern

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