Wenn ich für dich weinen wollte,
würde das dich trösten?
Wenn ich es regnen ließe für dich,
wäre es für dich doch nur Wasser.
Um dich herum ist Nacht,
und in deiner Hand tobt ein Sturm;
ganz unten bist du
und ich schaffe es nicht, dich da heraus zu holen.
Ich fühl´ mich machtlos, deine Welt zu verändern,
machtlos, deinem Schmerz ein Ende zu bereiten.
Aber ich werde dir mein Herz geben, dir meine Schulter leihen,
dir mein Herz geben, dir meine Schulter leihen.
Wenn ich für dich rennen wollte,
würde das dich trösten?
Wenn ich für dich fliegen würde,
würdest du trotzdem nicht von der Stelle kommen.
Es ist schlimm, das mit ansehen zu müssen,
denn ich bin doch ein Teil von dir
und es ist furchtbar, nicht zu wissen,
was ich für dich tun kann.
Ich fühl´ mich machtlos, deine Welt zu verändern,
machtlos, deinem Schmerz ein Ende zu bereiten.
Nach Kräften versuche ich, für dich eine „feste Burg“ zu sein.
Ich versuche alles, um dir die Freude wiederzugeben.
Wenn die Nacht dich auseinanderzureißen droht
und du deinen Traum verloren hast;
wenn du voller Angst steckst und vollkommen durcheinander bist,
werde ich dir mein Herz geben, dir meine Schulter leihen.
Übersetzung Georg Metzger
Da begegnen uns zwei Menschen:
Der eine, so hören wir, ist irgendwie ganz unten – Genaueres darüber erfahren wir nicht.
Und der andere, der sich liebevoll um ihn kümmern will, sich jedoch in seiner Situation absolut überfordert und ohnmächtig fühlt und sich eingestehen muss: Es ist furchtbar, nicht zu wissen, was ich für dich tun kann; furchtbar, nicht zu wissen, wie ich dich herausholen könnte aus deiner Nacht, die du gerade durchlebst und die dich zu zerreißen droht.
Sein Eingeständnis: Ich sehe für dich, für deine Situation keine Lösung, keinen Ausweg.
Aber ich habe trotzdem etwas, was ich dir geben kann: Meine Präsenz, mein Herz und meine Schulter.
Gerade unter dem Vorzeichen der Hilflosigkeit und der Machtlosigkeit wird sich dieser Mensch seiner eigentlichen Ressourcen bewusst: Ich bin bei dir mit meinem Herzen, mit meinem Fühlen, meinem Mitgefühl, mit meinem Verständnis, dich menschlich annehmend. Und mit meiner Schulter, an die du dich anlehnen, an der du dich ausheulen, an der du für dich Wärme und Zuflucht finden kannst.
Das ist es, was Menschen bei uns suchen, was auch wir immer einmal wieder bei anderen suchen: Nicht die Lösungen für unsere Probleme, sondern ganz einfach verständnisvolle Nähe und Annahme.
Wir können, und das erkennt dieser Mensch im Liedtext eben auch, wir können nicht für andere ihr Leben leben, um es ihnen leichter zu machen, aber wir können es ihnen leichter machen, zu ihrem Leben zurückzufinden, indem wir uns von ihnen eben nicht zurückziehen, sondern für sie da sind und sie begleiten, wenn sie unsere Nähe suchen.
Und wir können noch etwas:
Im Lukasevangelium im 5. Kapitel lesen wir von vier Freunden, die das Dach abdeckten, um ihren gelähmten Freund, dessen Situation sie hilflos gemacht hat, Jesus vor die Füße zu legen, damit der sich um ihn kümmerte.
Wir können Menschen, deren Situation uns ohnmächtig und hilflos macht, Gott gleichsam vor die Füße legen, – indem wir für sie beten. Dass wir durch die Fürbitte die Möglichkeit haben, all unserer Ohnmacht zum Trotz doch etwas für sie zu tun.
Und das gilt dann nicht nur für einzelne Menschen, sondern auch für Begebenheiten und Situationen weltweit, die uns ohnmächtig machen oder uns keine Lösungen erkennen lassen. Immerhin können wir für sie beten.
Solange wir für einen Menschen beten, haben wir ihn nicht aufgegeben. Auch das bedeutet dann: „I´ll give you my heart and my shoulder“, weil ich betend für dich da bin, auch wenn ich dir sonst nicht helfen kann.
Mit dem Bewusstwerden und Entdecken dieser eigenen Ressourcen, über die jeder und jede von uns verfügt, weil Gott sie in uns angelegt hat, werden wir uns selbst verändern und damit auf jeden Fall auch unsere Welt – mit „Heart and Shoulder“, mit Herz und Schulter.